Transkript: #3 Wöschhüsli

Marcel Anderwert

Hier am Standort 3 sehen Sie das Wöschhüsli, ein altes Siedhaus. Darin wurde ursprünglich das sperrige Garn des Flachses in verdünntem Leimwasser gesotten, um den Webfäden mehr Halt zu verleihen. Solche Siedhäuser gab es im Dorf mehrere. Leider sind sie alle verschwunden, bis auf dasjenige, vor dem Sie jetzt stehen. Pius Steiner, der heutige Besitzer, kennt die turbulente Geschichte des Wöschhüslis, nachdem es seine Grossmutter zusammen mit der nebenstehenden Liegenschaft erworben hat:

Unser «Wöschhüsli», ehemaliges Siedhaus, ist wahrscheinlich nach dem ersten Dorfbrand erbaut worden (1796). Man weiss es aber nicht genau. Unsere Grossmutter, Olga Hasler, erwarb die Liegenschaft 1935 und wusch dort die anfallende Wäsche aus der Gastwirtschaft. Sie erzählte, dass hin und wieder ein Sticker aus dem Dorf ein edles Stück bestickten Stoffes dort gewaschen habe. Schräg gegenüber war der Teilstock des Dorfbrunnens, der ersten Wasserversorgung des Dorfes gewesen. Die Quelle des Dorfbrunnens ist in der Haueten und das Wasser wurde dann durch den Teilstock auch im Siedhaus gebraucht. Auch heute bezieht der Dorfbrunnen mit dem Postillion vor dem Haus sein Wasser noch aus dieser Quelle. – Nach dem Waschen leerte man das Schmutzwasser in eine «Rompeltole». Die «Rompeltole» ist eine im Haus eingelegte Entwässerung. Man hob einen Graben aus, kleidete ihn mit flachen Steinen aus und leitete so das Wasser ab. Als der zweite Weltkrieg ausbrach, fand die Militärküche im Siedhaus Platz. In den späten 1950-er Jahre wurde sie dann ins Turnhallengebäude gezügelt. 1961 machte die Korporation Oberstrasse einen Vorstoss, um das Häuschen abzubrechen. Ich zitiere: Diskussionsgegenstand war ferner das Waschhäuschen, das als gefährliches Verkehrshindernis wenn möglich verschwinden sollte! Zum Glück wurde dieses Vorhaben nicht umgesetzt! Später lagerte die Firma H.R. Kast Pneu und Kohle im Waschhäuschen. Nach der Renovation 1985 befand sich die Bücherstube während vieler Jahre dort. Heute ist das Häuschen nicht mehr vermietet, wir nutzen es privat.

Wir begeben uns jetzt weiter auf unserem Rundgang und gehen neben dem Wöschhüsli die Strasse hinauf. Rechts befindet sich der Stall des damaligen Landwirtschaftsbetriebs und späteren Restaurant «Zur Post». Oben biegen Sie rechts in die Oberstrasse ein und gehen bis zur sogenannten «Villa Erika». Sie werden sie nicht verpassen. Sie ist das einzige aus Stein gebaute Jugendstilhaus im Dorf.