Transkript: #9 Fabrikaten und Stickerhäuser
Marcel Anderwert
Dieser Teil des Dorfes, die Holderen, gehörte mit der Kirche zum Dorfkern der 1669 neu gegründeten Gemeinde. Langsam hat sich die Bebauung von unten her nördlich der Strasse bis zur Kirche hinauf entwickelt. In allen diesen Häusern wurde gewoben und später gestickt. Der Dorfbrand von 1890 zerstörte die Kirche, das Pfarrhaus und die Häuser südlich der Strasse. Wieder entstanden sind die heutige Kirche, das Pfarrhaus und die beiden Fabrikantenhäuser südlich der Strasse. Zur gleichen Zeit wurde auch die Kirchgasse auf der Nordseite bebaut. Auch hier können Sie die textile Vergangenheit noch heute an den Häusern ablesen. Sie stehen vor einem typischen Stickereigebäude. Walter Kellenberger stellt uns seinen Betrieb gerade selber vor:
Ich habe die Stickfachschule besucht und dort das Punchen gelernt, also die Herstellung der Lochkarten. Dann habe ich bei Karl Lendenmann in Wald angefangen zu arbeiten, dort, wo jetzt der Spar ist. Nach etwa acht Jahren konnte ich Fischers Maschine im Oberstädeli pachten. Nachher hat Bruno Sonderegger aufgehört (er wurde Messmer in der ev. Kirche) und ich habe auch noch seine Maschine in Pacht genommen. 1976 habe ich dieses Haus in der Holderen gekauft und habe hier mit zwei Maschinen gestickt. Die anderen musste ich dann aufgeben, die kamen weg. Ich habe noch bis zu meiner Pensionierung gestickt.
In diesem Dorfteil, hinter der ehemaligen Stickerei Kellenberger, befand sich die Weberei der Gebrüder Langenauer. Während der älteste der drei Brüder, Jakob, politisch tätig war, leitete einer der jüngeren Brüder, Fredi, die Weberei in Rehetobel und der andere, Walter, die der Firma angehörende Zwirnerei in Heiden. Die Firma hat sich in den achtziger Jahren aufgelöst, die Produktionsräume wurden zu Wohnhäusern. Ein schmucker, in Jugendstil gehaltener baulicher Zeitzeuge dieser Firma, der sogenannte «Gaden», wurde abgebrochen, um dem neuen Wohnhaus Platz zu machen. In diesem ursprünglichen Gebäude lag der Raum für die Textilproduktion unmittelbar neben dem Kuhstall. Landwirtschaft und Industrie schlossen sich nicht aus. Wir folgen der Strasse bis ans Ende, vorbei an ehemaligen Weber- und Stickerhäusern zum letzten Standort Nr. 10.